G'schwätzt mit ...

... Olaf A. Krätke

 

Olaf Krätke wurde am 31. August 1959 in Dortmund geboren. 

Er ist Schauspieler in Film und Fernsehen, Regisseur und Filmproduzent, Autor von Bühnenstücken, Drehbüchern für Filme, Gedichte, Romane, Kinderbüchern und Kurzgeschichten. Bisher hat er in über 120 Filmen für Kino und Fernsehen und in einigen tausend Theateraufführungen mitgewirkt. 

Millionen kennen Ihn aus den Wicki-Filmen, wo er die Figur des 'Urobe' darstellt.

Sein mehrfach preisgekröntes Gewaltpräven-tionsprojekt 'Geheimsache-Igel' betreut er seit nunmehr 23 Jahren.

 

                                                        Lieber Olaf A. Krätke

                                                                     ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen!


Sie haben einmal gesagt: 'Ich lebe und liebe das, was ich tue'. Ein wunderbares Fundament für all die vielfältigen Aktivitäten, denen Sie sich widmen. 

 

Ich war in meinem ganzen Leben sehr breitgefächert tätig, weil ich die Herausforderung liebe und kreativ auf Entdeckungsreise gehen wollte. So habe ich bei den ersten Schritten des privaten Rundfunks mitgemacht, habe für große Unternehmen Promotionaktionen durchgeführt, Theater gespielt, fürs Fernsehen und den Film als Schauspieler gearbeitet. War als Fotograf tätig, habe bei der Vermarktung von Filmen in großen Filmverleihfirmen gearbeitet, Autorenlesungen durchgeführt etc. War als Unternehmer von Unterhaltungsfirmen tätig, sowohl in den USA als auch hier in Deutschland. Ein sehr reichhaltiges, kreatives Leben, bei dem man mehr wie ein Nomade lebt und ständig unterwegs ist. Ich habe aber auch das Privileg gehabt, mit großen nationalen und internationalen Stars arbeiten und tätig sein zu dürfen.

 

Sie sind der jüngste Sohn des Schauspielerpaares Hansjoachim und Ingeborg Krätke. Mit sechs Jahren hatten Sie Ihre erste Rolle im Theaterstück 'Pinocchio'. Sind Sie sozusagen in Ihren Beruf 'hinein gelebt' worden?

Ich bin mit dem Theater - den Städtischen Bühnen Dortmund - groß geworden. Mein Kindergarten war das Theater. Während meine Eltern tagsüber probten, war ich hinter den Kulissen bei den Maskenbildnern, den Kulissenbauern, Requisiteuren etc. unterwegs und durfte dort immer wieder bei einfachen Sachen helfen. Wenn meine Eltern auf der Bühne spielten, saß ich oft im Seitengrund auf dem Schoß des Feuerwehrmannes und sah ihnen zu. Da nimmt man die Schauspielerei und das Theater sozusagen mit der Muttermilch auf.

 

Am Anfang Ihrer beruflichen Laufbahn haben Sie 'mehrgleisig' agiert. Neben Filmjournalist beim Hörfunk und Pressechef beim Filmverleih haben Sie Theater gespielt und bereits Anfang der 80-er in einigen Filmen mitgewirkt. Auf der einen Seite darüber Schreiben und auf der anderen Seite darin mitwirken. War dies eine Zeit der Orientierung?

 

Zu der damaligen Zeit habe ich noch keine großen Filmproduktionen gehabt, in denen ich als Schauspieler mitgewirkt habe. Meine Tätigkeit bei den Filmverleih-Unternehmen hatte nichts mit Journalismus zu tun. Beim Highlight-Filmverleih habe ich die Presse mit Informationen zu den Filmen des Verleihs versorgt und die Materialien erstellt. Bei Buena Vista International Germany (ein Tochterunternehmen des Walt Disney Konzerns) war ich Marketing-Koordinator und half Filme wie 'König der Löwen' oder 'Sister Act' herauszubringen. Bei Concorde-Castle Rock Turner Filmverleih war ich Marketing-Direktor und für die Werbung von Filmen wie 'Twelve Monkeys' zuständig. 

Dies alles waren - wie man bei Schauspielern sagt - Brotjobs, da ich zu der Zeit nicht von der Schauspielerei leben konnte. Ich konnte dort aber meine ganze Schauspielerfahrung, meine Ausbildung als Fotograf und als Werbekaufmann mit einbringen.

Ihre bisherige Theater-Vita ist äußerst breit aufgestellt. Von Kabarett über Theater und Musical, vom 'Fixer in den Mühlen der Justiz', zu 'Emil und die Detektive' bis zum 'Kleinen Horrorladen', 'Faust 2' und 'Romeo und Julia'. Es scheint, dass es für Sie künstlerisch keine Schublade gibt?

 

Für einen professionellen Schauspieler ist es nicht gut, in eine Schublade gesteckt zu werden. Er lebt nicht nur von den Gagen, sondern auch von den kreativen Herausforderungen der Rollen. Immer das Gleiche zu spielen, wäre wie Fließbandarbeit in der Fabrik und auf lange Frist gesehen zu eintönig. Ich hatte immer das Glück, dass ich sehr unterschiedliche Rollen angeboten bekommen habe oder mich in Castings durchsetzen konnte.

Olaf A. Krätke als Urobe in den Wickie-Filmen
Olaf A. Krätke als Urobe in den Wickie-Filmen

Sie spielen in vielen 'short films' bzw. *features' mit. Was begeistert Sie an dieser Darstellungsform?

 

Eine Reihe der Kurzfilme werden von Studenten der Filmakademien gemacht - also den zukünftigen Regisseuren/innen und Produzenten/innen. Für mich war das sowohl eine Nachwuchsförderung, denn sie können am Besten lernen, wenn sie mit professionellen Schauspielern arbeiten, als auch eine Art Investition in potentielle Aufträge in der Zukunft.

Außerdem sind viele der Stories in den Kurzfilmen und die Rollen ungeheuer kreativ und vielschichtig. Es sind Plots und Rollen, die sehr selten bei regulären Fernsehproduktionen angeboten werden, weil es dort primär nach Sehgewohnheiten und Rollenklischees geht. Der Nachteil bei der Sache ist natürlich, dass es praktisch nichts zu verdienen gibt, so dass man immer nur begrenzt für solche Filme zusagen kann.

Tellerrandland
Tellerrandland

Mittlerweile haben Sie sich in Film und Theater ein wenig rar gemacht. Dies kommt Ihrer Herzensangelegenheit 'Kinder' sehr zu gute. Sie haben in Theaterstücken für Kinder als Schauspieler mitgewirkt, haben selbst Theaterstücke geschrieben. Als Urobe in den Wickie-Filmen sind Sie einem Millionenpublikum bekannt.

 

Nach über 50 Jahre auf der Bühne und vor Kameras habe ich meinen kreativen Schwerpunkt auf meine Tätigkeit als Schriftsteller verlegt und die Arbeit mit meinem kleinen Verlag. Außerdem sind für mein mehrfach preisgekröntes  Gewaltpräfentionsprojekt  'Geheimsache Igel',  das  inzwischen  seit 23 Jahren erfolgreich in Kindergärten und Grundschulen durchgeführt wird, meine regionalen Theaterensemble in den Ländern aktiv. Ich selbst koordiniere hier noch und widme mich intensiv meinem kleinen Straßenkatzenprojekt, das ich seit ein paar Jahren zuhause durchführe.

Ich habe mich eigentlich schon sehr lange mehr und mehr als Geschichtenerzähler definiert. Für die einen Geschichten ist es besser, wenn ich als Schauspieler arbeite, für andere, wie ich Regie führe oder co-produziere. Andere wiederum habe ich selbst geschrieben - für die Bühne, Drehbücher für Filme, Gedichte, Romane, Kinderbücher und Kurzgeschichten. Nach über 120 Filmen für Kino und Fernsehen, sowie einige tausend Theateraufführungen bin ich sehr glücklich, etwas zurückgezogen zu arbeiten.

In Ihrem Verlag Wind Child Publishing publizieren Sie (zumeist umweltschonend digital) national und international Kinder- und Tierbücher. Sie selbst sind als Autor von zahlreichen Kinderbüchern bekannt. 2018 feierten Sie mit Ihrem Gewaltpräventionsprojekt 'Geheimsache Igel' das 20-jährige Jubiläum mit über 4000 Aufführungen. Was ist die Triebfeder für dieses sehr vielfältige und begeisternde Engagement für Kinder und was konnten Sie gerade mit 'Geheimsache Igel'bewegen?

 

In meinem Wind Child Publishing Verlag veröffentliche ich nicht nur Kinderbücher, sondern Romane, Kurzgeschichten, Gedichte etc. Dabei handelt es sich um ein breitgefächertes Programm, was die Genres anbelangt und reicht von Dramen, Komödien, heiteren Geschichten, Abenteuergeschichten, Fantasy bis hin zu Jugendbüchern. Die Bücher sind für ganz unterschiedliche Altersgruppen und Geschlechter und bieten zum Teil auch sehr nachdenklich, philosophische Ansätze. 

Miro - Der schwarze Berg
Miro - Der schwarze Berg

Was mein Gewaltpräventionsprojekt anbelangt, so spricht die Tatsache, dass das Projekt mittlerweile 23 Jahre läuft als eindeutiger Beleg für den Erfolg. Die pädagogischen Einrichtungen und Fachleute (auch Akademien, der Politik, Behörden etc.) sind von der Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und kindgerechten Machart und Durchführung begeistert. Es gibt sehr sehr wenige Präventionsprojekte, die eine so lange Wirkungs- und Aktionsdauer vorweisen können. Mit einem lachenden und weinenden Auge können wir verzeichnen, dass auch schon einige Missbrauchsfälle mit unserem Projekt aufgedeckt wurden.

Lieber Olaf A. Krätke,

wir danken Ihnen für das tolle Gespräch!


 

 

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